Jubiläum: 40 Jahre Grand-Prix-Strecke

15.05.2024

Am 12. Mai 1984 eröffnet, feiert die Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Heute ist sie vielfältige Heimat für Motorsport-Events, Festivals und Sport-Events – entstanden ist sie als Antwort auf drängende Fragen rund um die Sicherheit im Motorsport.

Die spannende Entstehungsgeschichte wird begleitet von legendären Namen und bietet bis heute die Grundlage für den vielfältigsten Nürburgring aller Zeiten, der jedes Jahr Hunderttausende Motorsportfans aus aller Welt begrüßt.

Eine chronologische Zeitreise – die wir jeden Tag um ein Kapitel erweitern:

Sicherheitsdiskussionen in den 1970ern führen zur Neukonzipierung des Nürburgrings
Die Welt des Motorsports in den 1970ern: Rennwagentechnik wandelte sich, dazu orientierten sich Fahrer und Veranstalter in Richtung kürzerer Rennstrecken, die den aktuellsten Sicherheitsanforderungen genügten – Ansprüche, denen damals die über 22 Kilometer lange Nordschleife nicht mehr gerecht werden konnte. Kaum noch lösbare Sicherheitsprobleme und hohe Organisationskosten machten die legendäre Strecke zunehmend unwirtschaftlich für die Rennserien. Nachdem 1976 auch die prestigeträchtige Formel 1 abgewandert war, kamen viele Fragen rund um die Zukunft des weltbekannten Nürburgrings auf, der seit 1927 die wirtschaftliche Grundlage einer ganzen Region darstellte. Verschiedene Optionen wurden diskutiert – am Ende blieb nur der Neubau einer sogenannten Arenastrecke, die Fahrern, Veranstaltern und Zuschauern beste Bedingungen bieten würde.

Von der Naturstrecke hin zum vielfältigsten Nürburgring aller Zeiten
In den späten 1970er Jahren machten sich weltweit führende Experten im Rennstreckenbau daran, den Nürburgring neu zu gestalten. Sie entwickelten in kürzester Zeit innovative Entwürfe für eine moderne und sichere Grand-Prix-Rennstrecke, die neben der historischen Nordschleife bestehen sollte. Eine ursprünglich vorgeschlagene, fast sieben Kilometer lange Streckenführung mit zwei Boxengassen wurde aus Kostengründen verworfen.

Die Entscheidungsträger einigten sich schließlich auf einen rund 80 Millionen DM teuren Neubau, der am Standort des bisherigen Start- und Zielbereichs sowie der alten Südschleife realisiert wurde. Der finale Entwurf sah eine 4,542 Kilometer lange Grand-Prix-Strecke vor, die sowohl alleine als auch in Kombination mit der Nordschleife befahren werden konnte. Zum Erhalt dieser wirtschaftlich und kulturell bedeutsamen Strecke entstanden mehrere Bürgerinitiativen, darunter der Verein „Ja zum Nürburgring“, gegründet von Otto Flimm. Dieser spielte eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der Finanzierung für das Bauprojekt.

Der erste Spatenstich für 30 Monate Bauzeit
Im November 1981 erfolgte der erste Spatenstich durch Dr. Bernhard Vogel, den damaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, und markierte den Beginn des Baus der neuen Rennstrecke am Nürburgring. Über die nächsten 30 Monate entstand eine moderne Strecke, die von Anfang auch den hohen Anforderungen des Landschafts- und Umweltschutzes gerecht wurde. Südschleife sowie Start- und Zielschleife, seit Beginn Teil des Nürburgrings, fielen zugunsten der neuen Strecke weg.

Trotz der umfangreichen Bauarbeiten blieb der Motorsport in der Eifel lebendig. Um weiterhin Rennen zu gewährleisten, wurde die Nordschleife verkürzt und bekam eine eigene Boxengasse an der Tribüne 13 sowie zusätzliche Räumlichkeiten für die Rennleitung. 

Feierliche Eröffnung 1984 und Überraschung beim Eröffnungsrennen
Am 12. Mai 1984 wurde die neue Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings offiziell eröffnet. Zu den neu eingeweihten Einrichtungen gehörten auch ein Pressezentrum, ein Motorsportmuseum sowie verbesserte Anlagen für Teams und Veranstalter. Der Höhepunkt der Eröffnungsfeierlichkeiten war ein Rennen mit baugleichen Mercedes-Benz 190 E 2.3-16 Fahrzeugen. Das Fahrerfeld bestand aus ausgewählten, renommierten Motorsportlegenden wie Niki Lauda, James Hunt, Stirling Moss, Phil Hill, Alain Prost oder Jack Brabham.

Das Rennen, das über zwölf Runden ging, endete mit einem überraschenden Sieger: Ayrton Senna, damals noch ein aufstrebender, relativ unbekannter Fahrer, sprang kurzfristig für Emmerson Fittipaldi ein und gewann das Rennen eindrucksvoll. Mit diesem Erfolg schrieb sich Senna als erster Sieger überhaupt in die Annalen des „neuen Nürburgrings“ ein.

Neue Möglichkeiten, neue Events, große Siege
Seit der Eröffnung der neuen Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings im Jahr 1984 hat sich die Austragung von Motorsport-, Musik- und Sportveranstaltungen in der Eifel etabliert. Die modernisierte Strecke brachte zudem die Formel 1 im Oktober 1984 zurück und diente als Bühne für das Saisonfinale der neu gegründeten Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM). 

In den folgenden Jahren erweiterte der Nürburgring sein Veranstaltungsportfolio erheblich. 1985 wurde das mittlerweile legendäre Musikfestival „Rock am Ring“ ins Leben gerufen. Ein Jahr später debütierte der Truck-Grand-Prix, der weitere Besucherströme in die Eifel lockte. Die folgenden vier Jahrzehnte bereicherte der Nürburgring die Event- und Motorsportwelt durch eine Vielzahl von weiteren Veranstaltungen, darunter auch internationale Gastspiele wie die der FIA WEC oder des EDM-Festivals New Horizons.

Ein besonderer Moment in der Geschichte der Strecke war der Sieg von Michael Schumacher beim Formel-1-Rennen 1995, bei dem er als erster Deutscher F1-Fahrer auf dem Nürburgring triumphierte. Schumacher, der siebenfache Weltmeister, konnte insgesamt fünf Siege auf dem Nürburgring verbuchen, den er liebevoll „sein Wohnzimmer“ nannte. Die tiefe Verbindung zwischen Schumacher und dem Nürburgring wurde 2007 durch die Benennung eines Streckenabschnitts nach ihm, dem Michael-Schumacher-S, gewürdigt.

Der neue Nürburgring im Wandel der Zeit
Seit seiner Neueröffnung hat der Nürburgring kontinuierlich seine Infrastruktur verbessert, um den ständig wachsenden Anforderungen an eine Rennstrecke und Eventlocation gerecht zu werden. In den 1990er Jahren wurde die medizinische Versorgung durch die Einrichtung eines neuen Medical Centers erheblich verbessert und auf ein neues Niveau gehoben.

Im Jahr 2001 erfuhr die Anlage eine bedeutende Modernisierung, als die bestehenden Boxenanlagen und das Rennleitungsgebäude durch einen umfassenden Neubau ersetzt wurden. Diese neuen Einrichtungen erfüllen bis heute die hohen Standards des modernen Motorsports. Ein weiterer bedeutender Fortschritt wurde 2020 mit der Errichtung der neuen Race Control gemacht. Ausgestattet mit einer 30 Quadratmeter großen Videowand, bestehend aus 35 Bildschirmen, sorgt sie für eine optimale Überwachung und Steuerung der Rennen, dient aber auch bei anderen Events als Leitzentrale.

2002 wurde die Strecke um die AMG Arena erweitert, wodurch die Grand-Prix-Strecke einen anspruchsvollen Abschnitt dazugewann und von ursprünglich 4,542 Kilometern auf 5,148 Kilometer verlängert wurde. Ein weiterer Meilenstein war die Fertigstellung des umfassenden Neubaus im Jahr 2009, der bis heute eine vielseitige Infrastruktur für Publikums- und Firmenveranstaltungen sowie für Tagesbesucher bietet. Dazu gehören die Nürburgring Hotels und Restaurants genauso wie ein Boulevard mit diversen Shops, eine Event-Arena, eine Kartbahn und ein Museum sowie die neue BMW M Power Haupttribüne, direkt an der Start- und Zielgeraden.

Der Nürburgring heute: Event-Location für Motorsport und Veranstaltungen aller Art
Auch im Jubiläumsjahr lockt der Nürburgring mit seiner modernen Grand-Prix-Strecke und dank der vielseitigen Infrastruktur wieder hunderttausende Zuschauer zu einer breiten Palette an Veranstaltungen. 2024 begeistern dort Rennserien wie die DTM,  die ADAC GT Masters, die GT World Challenge und die IDM, sowie etablierte Events wie der Internationale ADAC Truck-Grand-Prix, die Nürburgring Classic, die Ferrari Racing Days und der BELMOT Oldtimer-Grand-Prix. 

Das Highlight des Langstreckenkalenders, die ADAC RAVENOL 24h Nürburgring, lockt auch dieses Jahr wieder Fans aus aller Welt, die die einzigartige Atmosphäre der Kombination aus Grand-Prix-Strecke und Nordschleife erleben möchten. Nur eine Woche nach dem Motorsport-Marathon verwandelt Rock am Ring das Fahrerlager in eine pulsierende Festival-Arena, gefolgt von Rad am Ring, einem herausfordernden Radsportevent, das die Teilnehmer ins Schwitzen bringt. Dreh- und Angelpunkt ist auch dabei die Infrastruktur der Grand-Prix-Strecke.

Die Faszination des Nürburgrings speist sich so auch dieses Jahr aus der Kombination von Tradition und Moderne. Aus Grand-Prix-Strecke und Nordschleife. Letztere hat ihr großes Jubiläum noch vor sich, wenn der Nürburgring in nur drei Jahren 100 Jahre alt wird und sich auch Dank der Grand-Prix-Strecke erfolgreich auf das nächste Jahrhundert vorbereitet.

September 1984
Die DTM fährt ihr Saisonfinale auf der neuen Grand-Prix-Strecke. Damals noch unter dem Namen Deutsche Produktionswagen-Meisterschaft (DPM) wird das Rennen im Rahmen des Super-Sprint-Wochenendes ausgetragen. 

Mit dabei sind Fahrer wie Olaf Manthey, Harald Grohs oder Volker Strycek, der im Premierenjahr den Gewinn der Meisterschaft feiern darf. Das Rennen auf dem Nürburgring gewinnt Peter John im Chevrolet Camaro Z28. 

Die DTM feiert dieses Jahr – genauso wie die Grand-Prix-Strecke – ihr 40-jähriges Jubiläum. Vom 16. bis 18. August geht es auf den 3,6 Kilometern der Sprintstrecke um wichtige Meisterschaftspunkte.

Mai 1985
Nur ein Jahr nach der Eröffnung der Grand-Prix-Strecke, feiert ein heute legendäres Festival ebenfalls seine Premiere: „Rock am Ring“. 17 Bands begeistern die 75.000 Besucher – alle treten auf einer einzigen Bühne auf. Größen wie U2, Joe Cocker, Chris de Burgh und Marius Müller-Westernhagen sind bei der ersten Ausgabe dabei.

In den folgenden Jahren wird „Rock am Ring“, dessen markante Buchstaben RAR zu einem echten Markenzeichen auf den Heckscheiben der anreisenden Autos avancieren, immer wieder die Highlights der Musikszene in die Eifel bringen. Der Nürburgring verwandelt sich zur bebenden Festival-Area, wie diese Luftaufnahme von 1999 zeigt.

Dieses Jahr können sich die Fans ebenfalls auf echte Kracher freuen – das Line-up für den 7. bis 9. Juni steht fest. Die Bands um die Headliner Die Ärzte, Green Day und Måneskin werden auf der Bühne wieder ordentlich einheizen. 

Alle Infos und Tickets sind gibt es hier.

1986
Ein donnernder Auftakt in XXL: Der 1. Internationale ADAC Truck-Grand-Prix bringt ein neues Rennformat nach Deutschland. Mit "Power, Action, Fun, Music" und bei bestem Sommerwetter lockt die Premiere bereits über 70.000 Zuschauer an. Auf der Strecke duellieren sich 51 Fahrer aus acht Nationen – auf den Rängen herrscht eine beeindruckende Stimmung.

Bis heute kommen die Fans dem Geschehen hautnah: Im Fahrerlager und beim Grid-Walk erleben Besucher die PS-Giganten aus nächster Nähe.

Das Erfolgskonzept setzt sich fort – auch in diesem Jahr werden Tausende erwartet. Sie können sich auf packenden Motorsport und den unterhaltsamen Mix aus Musik, Messe und Festival freuen. Das Rahmenprogramm bietet vom Trucker-Korso über das Fan-Village bis hin zum Kinderland für jeden etwas.

Die 37. Auflage des Internationalen ADAC Truck-Grand-Prix wird in diesem Jahr vom 11. bis 14. Juli 2024 ausgetragen.

Alle Infos und Tickets gibt es hier.

1995
Als erster deutscher Fahrer in der Formel 1 sichert sich der spätere Rekordweltmeister Michael Schumacher 1995 den Sieg auf dem Nürburgring. Es ist einer seiner emotionalsten Saisonsiege auf dem Weg zu seinem zweiten Weltmeistertitel. Noch vier weitere Male sollte er anschließend am Ring ganz oben auf dem Treppchen stehen. 2000, 2001, 2004 und 2006 durfte er an gleicher Stelle, in seinem „Wohnzimmer“, die Ziellinie als erster überqueren.

Im Jahr 2007 folgte dann eine ganz besondere Ehre. Als einziger Rennfahrer überhaupt wurde ihm ein eigener Streckenabschnitt auf der Grand-Prix-Strecke gewidmet: das Michael-Schumacher-S. Es erinnert bis heute an seine außergewöhnlichen Leistungen und seine besondere Verbindung zum Ring, der für immer bedeutender Teil von Schumachers Geschichte bleiben wird.

Gleichzeitig gehört Michael Schumacher fest zur Geschichte des Nürburgrings. Eine lebensgroße Figur des gebürtigen Kerpeners können die Besucher im Motorsport-Erlebnismuseum ring°werk aus nächster Nähe bewundern – natürlich in seiner einzigartigen Jubelpose.